Endotonie – Wurzelkanalbehandlung zur Zahnerhaltung

Endodontie bedeutet wörtlich übersetzt „Lehre vom Zahninneren”. Diese zahnmedizinische Disziplin hat zum Ziel, Zähne zu erhalten. Meist geschieht das mit einer Wurzelkanalbehandlung. In unserer Praxis behandeln wir mithilfe des Stereomikroskops, welches Strukturen innerhalb des Zahnes sichtbar macht. Das erhöht deutlich die Aussichten, den Zahn langfristig zu erhalten. Die Wurzelkanalbehandlung führen wir nach den Standards der Europäischen Gesellschaft für Endodontie durch, wofür unsere Behandler eine zweijährige zertifizierte Zusatzausbildung durchlaufen haben.

Zähne besitzen in ihrem Inneren einen Hohlraum, welcher lebendes Gewebe enthält, die sogenannte Pulpa (Zahnnerv). Der gesunde Zahnnerv ist durch das Zahnbein (Dentin) und den darüberliegenden Schmelzmantel vor Bakterien geschützt. Erkrankt der Zahn an einer Karies oder wird durch einen Unfall geschädigt, können die Bakterien bis zum Zahnnerv vordringen, und er kann sich entzünden. Die Folgen sind gelegentliche Beschwerden bei Kälte- bzw. Wärmereizen sowie plötzliche oder unter Umständen länger anhaltende Schmerzen. Die Entzündung und das Absterben der Nerven kann allerdings auch völlig beschwerdefrei verlaufen.

Wird der erkrankte Zahn nicht behandelt, können die Bakterien nach Zerstörung der gesamten Zahnpulpa ungehindert in den Kieferknochen eindringen und dort ebenfalls eine Entzündung auslösen. Durchbricht diese Entzündung den Kieferknochen, kann sich die Infektion möglicherweise auch bis in die Weichteile des Gesichtes oder Halses ausbreiten.

Ist die Pulpa stark entzündet oder bereits abgestorben, sodass sie entfernt werden muss, wird eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich. Sie soll die Bakterien aus dem Wurzelkanal daran hindern, bis in den Kieferknochen vorzudringen oder eine bereits bestehende Entzündung des Kieferknochens an der Wurzelspitze zur Ausheilung bringen.

  • Bakterien und entzündete oder abgestorbenen Gewebereste aus den Kanälen entfernen
  • Wurzelkanäle mit einem gewebefreundlichen Material verschließen
  • Verhindern, dass Bakterien in den Kieferknochen übertreten
  • Bestehende Entzündungen an der Wurzelspitze ausheilen

Früher waren Wurzelkanalbehandlungen häufig erfolglos. Mit modernen Methoden und Instrumente können heute aber mehr als 80 Prozent der Zähne langfristig erhalten werden. So lassen sich die teuren Folgekosten eines Zahnverlustes (für z. B. Brücken oder Implantate) meist vermeiden.

War eine frühere Wurzelkanalbehandlung nicht erfolgreich, kann es gelegentlich notwendig sein, eine alte, schlechte oder ungenügende Wurzelkanalfüllung zu erneuern. Das ist oft besonders schwierig und zeitaufwendig (bei einem großen Backenzahn rund zwei Stunden). Solche Zähne sind häufig klinisch symptomlos, das heißt noch beschwerdefrei und werden eher bei routinemäßigen Röntgenaufnahmen zufällig entdeckt. Diese Entzündungen bleiben über Jahre unbemerkt und können als „chronische Herde“ den ganzen Körper belasten.

  1. Zunächst muss der betroffene Zahn geröntgt werden, um festzustellen, ob eine Wurzelkanalbehandlung überhaupt notwendig oder durchführbar ist.
  2. Falls notwendig, kann der Zahn vorher betäubt werden. Eine Wurzelkanalbehandlung ist daher in der Regel nicht schmerzhaft.
  3. Danach wird der Zahn mittels eines Gummituches (Kofferdam) isoliert. Es verhindert, dass mit dem Speichel weitere Bakterien in die Pulpahöhle gelangen; zudem schützt es Sie vor dem Verschlucken der desinfizierenden Spülflüssigkeit.
  4. Hat der Zahnarzt sich einen direkten Zugang zur Pulpa geschaffen, kann er mit dem Stereomikroskop das verzweigte und unregelmäßige Wurzelkanalsystems erkennen. Nun wird der entzündete oder abgestorbene Nerv aus dem Zahninneren entfernt.

    Die Kosten für gesetzlich Versicherte betragen bis zu 250 Euro pro Wurzelkanal.

  5. Anschließend führt der Behandler Handinstrumente (kleine Feilen) in den bzw. in die Wurzelkanäle ein und bestimmt anhand von Röntgenaufnahmen deren Sitz und Lage im Kanal sowie die Gesamtlänge des Zahnes. Noch präziser lässt sich die Eindringtiefe der Instrumente durch eine elektronische Längenbestimmung erkennen.
  6. Die Wurzelkanäle werden nun bis zur Wurzelspitze mit diesen zierlichen, biegsamen Instrumenten gesäubert und erweitert. Dieses kann je nach Anzahl und Form der Wurzelkanäle ein sehr zeitaufwendiger Arbeitsgang sein und sich über mehrere Termine erstrecken, besonders dann, wenn es sich um stark gebogene oder enge Wurzelkanäle handelt. Hier ist der Einsatz von neu entwickelten hochflexiblen Nickel-Titan-Instrumenten sinnvoll. Sie sind substanzschonend und folgen dem natürlichen Verlauf des Wurzelkanals.
  7. Eine ultraschallaktivierte Spüllösung der Wurzelkanäle kann Gewebe- und Bakterienreste auflösen. Da trotz gründlicher Säuberung in den Kanälen noch lebende Bakterien verbleiben können, platziert der Zahnarzt je nach Behandlung ein antibakteriell wirkendes Medikament. Dieses Mittel verbleibt mit einer provisorischen Füllung verschlossen bis zur nächsten Sitzung im Wurzelkanal. Nach der Behandlung kann der Zahn für ein bis zwei Tage druckempfindlich sein.
  8. Bei der abschließenden Sitzung werden die erweiterten und gesäuberten Wurzelkanäle mit einem zementähnlichen Material sowie mit Guttaperchaspitzen gefüllt. Statt nur eines Standardstiftes können diese speziellen Wurzelfüllstifte auch individuell angepasst und verdichtet werden. Durch eine Röntgenaufnahme kontrolliert der Behandler nun noch einmal die Dichtigkeit und Länge der erfolgten Wurzelkanalfüllung.
  9. Um ein gutes Langzeitergebnis zu sichern und den durch Karies sowie die Wurzelkanalbehandlung geschwächten Zahn zu stabilisieren, ist es nötig, ihn mit einer geklebten Kompositfüllung zu versorgen.

    Kosten für Kompositfüllung für gesetzlich Versicherte ca. 40 €.

Leider gibt es keine Erfolgsgarantie bei Wurzelkanalbehandlungen. Gelegentlich können während oder nach Abschluss der Behandlung Beschwerden an dem betroffenen und bis dahin möglicherweise ruhigen Zahn auftreten. Falls weitere individuelle Komplikationen zu erwarten sind, klären wir Sie vorab darüber auf.

Grundsätzlich besteht das Risiko einer Wurzelkanalbehandlung in a) unvollständigen Aufbereitungen von Krümmungen oder Kanalverzweigungen, b) Perforationen, c) Instrumentenfrakturen und d) evtl. nachfolgenden Wurzelspitzenresektionen.

Durch die Wahl der jeweils sinnvollen Methoden und Instrumente ist unsere Erfolgsrate bei Wurzelkanalbehandlungen erfreulicherweise sehr hoch. In seltenen Fällen kann es längere Zeit nach der Behandlung dennoch zu Beschwerden kommen. Dies ist der Fall, wenn trotz der Behandlung noch Bakterien aus kleinen Seitenkanälchen bis in den Knochen vordringen und dort eine neue Entzündung verursachen bzw. eine bestehende Entzündung unterhalten. Um das frühzeitig zu erkennen, kontrollieren wir den Behandlungserfolg in regelmäßigen Abständen durch Untersuchungen und Röntgenaufnahmen.

Die einfachste Alternative zu einer Wurzelkanalbehandlung ist die Extraktion, das heißt das Ziehen des Zahnes. Auch die sogenannte Wurzelspitzenresektion (ein chirurgischer Eingriff, bei dem die erkrankten Wurzelspitzen abgetrennt werden) kommt in Betracht. Außerdem lässt sich bei mehrwurzeligen Zähnen das Problem auch beheben, indem lediglich eine einzelne entzündete Wurzel entfernt wird (Wurzelamputation, Hemisektion), während die gesunden Wurzeln im Kieferknochen verbleiben. Diese Verfahren können in der Regel auch noch nach dem Scheitern einer Wurzelkanalbehandlung durchgeführt werden.

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